22.11.2009
Es ist klar, daß die Anmeldung von Springhengsten für die OL-Körung nachläßt, es gibt ja den neu gegründeten Springpferdezuchtverband OS. Im Jahrgang 2009 gibt es somit nur einen gekörten OL-Springhengst: den talentierten Prämienhengst v. Chico's Boy x Landcapitol mit der Katalognummer 41.
Der Schwerpunkt der OL-Körung liegt zweifelsohne beim Dressurpferd, ihrer Körkommission ist es aber nicht gelungen, ihren Züchtern mit wohlüberlegenen Körentscheidungen und Prämienvergaben Klarheit zu zeigen. Hinsichtlich der Entwicklungen in den letzten Jahren wäre ein wenig mehr Klarheit über die Dressurpferdezucht wohl wünschenswert. Aus der kommerziellen Tendenz, Pferde schon im sehr jungen Alter verkäuflich zu machen und einige durchaus funktionellen Merkmale des Dressurpferdes zu vernachlässigen, ergeben sich zwar hübsche und attraktive junge Dressurpferde für den Markt der Hobbyreiter. Im internationalen Dressursport aber spielt das Zuchtgebiet des Donnerhall, Don Schufro, Rohdiamant und Blue Hors Romanov im Moment keine bedeutende Rolle.
Der Oldenburger Verband verpaßte wiederum eine Chance, den Züchtern im Rahmen der Hengstkörung 2009 mal den richtigen Weg zu zeigen. Viele für die Spitzenzucht völlig überflüssigen Hengste wurden gekört. Und zumindest einige Prämienurteile waren fragwürdig, die Auswahl des Dressursiegers eben noch seltsamer. Nicht die Katalognummer 2 (Danone I x Welt Hit II), sondern der Publikumsfavorit, der Schimmelhengst v. Flemmingh x Inselfurst wurde als Sieger geehrt.
Der bildhübsche Sohn des Danone I war, dank seines schnellen und sehr gut untertretenden Hinterbeins, seiner eifrigen Einstellung und seines atletischen Gebäudes mit Abstand das beste Dressurpferd. Dagegen vertritt der Dressursieger 2009 zwar das neue Blut des in der Niederlande erfolgreichen Dressurvererbers Flemmingh, dieser holsteinisch gezüchtete KWPN-hengst verdankt die Erfolge wohl weniger einem guten Gebrauch des Hinterbeins. Und gerade das bräuchte die Oldenburger Dressurzucht.
Der Dressursieger des Jahrgangs 2009 hat zwar eine beeindruckende Vorderhand, dafür aber ein ausgesprochen langsames Hinterbein. Im Gegensatz zur Katalognummer 2 kann er die natürliche Geschlossenheit in der Bewegung keine Ehrenrunde durchhalten. Es ist schon komisch, daß das Oldenburger Publikum eine so ausschlagende Rolle bei der Vergabe der Hauptprämie spielen kann.
Die Wahl des Siegers ist umso seltsamer, weil der Danone-sohn die perfekte Alternative für die Vergabe der Hauptprämie darstellt. Auch er hat das Gebäude eines Dressursiegers. Es wäre ein hervorragender Hinweis für die Züchter gewesen, wenn er aufgrund seines überragenden Bewegungsablaufs zum Dressursieger gewählt worden wäre.
Auch im Rahmen der Prämienvergabe wäre ein wenig mehr Klarheit wohl angebracht gewesen. Die gekörte Katalognummer 24 (San Remo x Frenchman) gehörte zu den wenigen hervorragend bewegenden Hengsten. Diesem muskulösen Hengst wurde aber keine Prämie beschert, im Gegensatz zu seinem hübschen, aber unauffällig bewegenden Kollegen mit der Nr 5 (Dimaggio x Ex Libris).
Zu Schade, daß sich das Mutterstammbuch Oldenburg seine Tochter Oldenburg International (OS) nicht zum Vorbild nimmt: eine auf die funktionellen Merkmale gezielte Zucht. Das Zuchtziel liegt im Dressursport, der sehr deutliche Anforderungen stellt, nicht nur der Geschmeidigkeit und dem Gleichgewicht in der Bewegung, sondern vor allem auch dem Hinterbeingebrauch, dem Ausdruck und der Körperhaltung.
Mit diesen Anforderungen als Leitfaden könnte der Oldenburger Verband sogar für Springhengste die Tür öffnen, und zwar für diejenigen, die die Oldenburger Dressurpferdezucht verbessern würden.