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Das erste Gold vergeben – an Isabell Werth

14.08.2010

So kennt man sie: Isabell Werth. Wenn es darauf ankommt, riskiert sie alles. So auch bei den Deutschen Meisterschaften in Münster, schreibt Kim Kreling für www.dressagedirect.com

Im Grand Prix noch auf Platz zwei hinter Dablino und Anabel Balkenhol, aber im Special heute hat sie sich Gold gesichert. 77,708 Prozent kassierten Werth und der große Fuchs Warum Nicht.

Eine Stunde vor Prüfungsbeginn um 7.30 Uhr war trotz der frühen Stunde schon jede Menge los auf dem Viereck vor dem Münsteraner Schloss. Alle wollten ihren Pferden noch mal die Wettkampfstätte zeigen, die heute von Hindernissen umringt war. Warum Nicht sollte seinen Kabelschreck von Donnerstag vergessen, Donnperignon seinen Kameraschreck. Die Rechnung ging auf: Hannes war heute konzentriert bei der Sache.

„Ich bin heute in der Tat sehr zufrieden mit Hannes, er war viel gelassener und ich konnte durchaus auf Angriff reiten", lobte Werth. „Ich konnte sogar nach dem ersten Teil mal zufällig auf die Tafel gucken, einen Blick auf das Zwischenergebnis werfen und war höchst beglückt!" Teilweise kletterte der Trend bei diesem Paar über 80 Prozent.

Selbstkritisch aber fügte Werth hinzu: „Grundsätzlich hatten wir keinen größeren Fehler, aber in den Einerwechseln müssen wir noch Feinarbeit leisten und in der Piaffe könnte ich noch mehr riskieren." Viel gelassener, aber dennoch hoch aufmerksam allem gegenüber. Mit bis in die Enden gespitzten Ohren blickte der Fuchs aus enormer Höhe auf jede Regung oder Nicht-Regung am Boden, die Augen schienen in alle Richtungen auf einmal zu gucken. 14 Jahre hin oder her - er bleibt ein bisschen albern!

Isabell Werth bestreitet ja noch immer heftig, dass schon eine Pferdeentscheidung für die WEG gefallen sei, aber evtl. könnte doch Satchmo den Vorzug erhalten, so die reine Spekulation.

Auch Anabel ‚Belli' Balkenhol und Dablino hatte man schon vor Prüfungsbeginn im Viereck gesehen und die beiden zeigten, ähnlich wie am Donnerstag, eine sehr harmonische und gelassene Runde. „In den Zweierwechseln hat er einmal gezuckt und im versammelten Schritt war er noch etwas heiß", resümierte Balkenhol, aber alles in allem war sie „super zufrieden und er war am Anfang gut auf Zug." Übrigens: Von Richter Martin Richenhagen erhielt dieses Paar 80,625 Prozent, Tageshöchstnote!

Bronze für Matthias Rath und Sterntaler - vor Ort dürfte kein Platz so hart erkämpft worden sein wie sein dritter Platz. Die beiden hatten es sich gespart am Morgen schon mal ins Viereck zu gehen. Im Nachhinein hat Rath das bereut. Der Obststand brachte Sterntaler völlig unerwartet ziemlich aus der Fassung. Viermal drehte der 15-Jährige um und wollte partout nicht ums Viereck gehen. Also wählte Rath erst den Weg anders herum, danach ging es. Allgemeines Luftanhalten begleitete das Paar beim Einritt ins Viereck, aber Sterntaler beherrschte sich und zeigte alles in allem eine gute Prüfung. „Man dürfte gesehen haben, dass es heute nicht ganz einfach war", schmunzelte Rath nach seinem Ritt. „Ich war froh, als die Anfangstour klappte. Insgesamt war er sehr viel besser drauf als in Aachen, auch die letzte Linie hat viel besser geklappt." Zwischenzeitlich hat Rath drei Prüfungen an der Uni für sein Studium absolviert, hat zu Hause „viel trainiert und dann noch ein paar Tage Reiturlaub mit Sterntaler auf Sylt angehängt." Aber eins steht schon heute fest: „Morgen werde ich auf jeden Fall einmal ganz in Ruhe vorher mit ihm ins Viereck reiten."

Donnperignon zeigte sich heute deutlich gelassener als am Donnerstag, nachdem er sich Herz-pochend vor einer Kamera in Sicherheit gebracht hat. Aber, so merkte auch der Bundestrainer Schmezer an, hatte heute doch deutliche Schwächen in allen drei Piaffen. „Das kennen wir sonst nicht so von ihm."

Schmezer betonte immer wieder: Die Entscheidungen für die WEG fallen morgen nach der Kür. Dann sollen die vier Reiter für das Team und ein oder zwei Ersatzreiter benannt werden. Doch im Grunde drängt es sich fast auf: Die ersten Vier des Specials heute werden auch die vier Kentucky-Reiter sein.

Weitere über 70%-Paare: Hubertus Schmidt und Donnelly, Helen Langehanenberg und Responsible, Carola Koppelmann und Le Bo sowie Nadine Capellmann und Elvis. Acht Paare über 70 Prozent, der Cheftrainer Holger Schmezer war zufrieden und betonte: „Ich bin auch froh, dass hier so reell gerichtet wurde und nicht wie manchmal in Amerika. Da gewinnen die Paare mit enormen Prozentzahlen und wenn sie dann hier rüber kommen, brechen sie ein." Es bleibt spannend inwieweit Steffen Peters und Ravel, die sich seit Aachen 2009 nicht mehr in Europa gezeigt haben, bei den WEG behaupten und inwieweit sich die bereits erhaltenen Punkte in Amerika auch bei den WEG widerspiegeln werden.
Deutsche Meisterschaften Dressur und Springen gemeinsam vor dem Münsteraner Schloss - das ist natürlich toll, eine super Kulisse, aber es bringt auch den ein oder anderen Nachteil mit sich. Der Beginn der Dressurwettbewerbe ist schon enorm früh, gerade heute mit 7.30 Uhr. Kaum ein Zuschauer hatte sich da schon auf die Tribüne verirrt. Zudem muss nach den Wettbewerben so zügig wie möglich für das Springen umgebaut werden. So waren denn auch schon jene besagten Sprünge rund ums Viereck aufgebaut, die so manches Dressurpferd etwas irritierten - keine optimalen Bedingungen für eine Meisterschaftsdressur. Hinzu kam weiter, dass direkt nach dem Special die Parcoursaufbauer den Platz erstürmten und die Siegerehrung dicht gedrängt zwischen Richterhäuschen Platzabsperrung stattfand. Der sportliche Leiter Michael Klimke entschuldigte sich bei seinen Reiterkollegen: „Es tut mir leid, dass die Siegerehrung hier nicht einer Deutschen Meisterschaft angemessen war."
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