15.04.2012
Hochzufrieden: Bundestrainerin Cornelia Endres. Deprimiert: Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen. Die Stimmungslage der Bundestrainer bei der ersten Sichtung zum Preis der Besten auf dem Schafhof in Kronberg war höchst gemischt.
Junioren-Eindrücke aus Kronberg
„Eins muss man ganz klar sagen", nahm der Bundestrainer der Junioren und Jungen Reiter Meyer zu Strohen nach der ersten Prüfung kein Blatt vor den Mund, „es wurde bei den Junioren unwahrscheinlich unsauber und ohne gute Disziplin geritten. Auch mit Blick auf die Punktzahlen ist es als Trainer extrem deprimierend, wenn man die schlechten Resultate sieht." Natürlich, räumte Meyer zu Strohen ein, seien einige Pferde nervös gewesen und für viele sei es der erste Start in der Freiluftsaison gewesen, aber er bemerkte auch: „Die hier starten, das sind ja schon ausgesuchte Reiter ihrer Altersklasse."
Sechs von 13 Reitern waren in der ersten Prüfung unter 63 Prozent geblieben. „Das geht gar nicht! Die Jugendlichen arbeiten doch alle mit Trainern zusammen. Da fragt man sich, was die machen? Ich wünsche mir von den Trainern, dass sie ehrgeizig und konsequent sind und reell trainieren wollen. Wir müssen eine Grundgenauigkeit im System wiederfinden, wir verweichlichen das zu sehr."
Mit 68, 108 Prozent siegte an Tag eins Fürst on Tour unter Anna-Christina Abbelen (Rheinland), die parallel auch bei den Ponys am Start war. „Diesem Mädchen zuzugucken, mit welcher Herzensfreude und Grund-Natürlichkeit sie durch das Viereck reitet, das ist schon erfreulich", betonte Meyer zu Strohen. „Sie hat natürlich mit Heiner Schiergen auch einen guten Trainer." Zweiter an Tag eins wurde Johannes Rühl, der Sohn von Hessens Dressurreiter Frank Rühl (Hessen), der seinerseits mit über 90 Siegen in der Klasse S aufwarten kann. Vater Rühl trainiert auch seinen Sohn, neben Hessens Landestrainer Heinz-Günter Scholten. „Johannes hat ein konstantes Trainingsprogramm mit seinem Vater und mit Rascalino ein gutes, talentiertes neues Pferd", lobte der Bundestrainer.
Sowohl Anna-Christina als auch Johannes konnten am zweiten Tag ihre guten Ergebnisse nicht ganz wiederholen. Jessica Krieg (Rheinland), die Pony-Mannschafts-Europameisterin vom vergangenen Jahr und Einzel-Europameisterin von 2010, spielte ihre ‚Pony-Routine' heute im Sattel ihres Großpferdes aus: Im Sattel von Sir Donnerhall-Sohn Special Edition siegte die Schülerin von Stefanie Meyer-Biss vor Laura Ponnath aus Bayern. „Das war wirklich eine große Leistung dieses jungen und nicht ganz einfachen Pferdes und seiner in dieser Klasse noch wenig erfahrenen Reiterin, diese schwere Prüfung hier so zu gehen. Auch heute ist Jessica noch ein bisschen vorsichtig geritten, aber Spezi war voll bei ihr und hat fantastisch mitgemacht. Darauf können wir jetzt wunderbar aufbauen", freute sich Stefanie Meyer-Biss hoch zufrieden.
Laura Ponnath hatte auf Citango mit Platz vier bei den Bayerischen Landesmeisterschaften 2011 den Sprung in den Landeskader geschafft.
Junge Reiter-Eindrücke aus Kronberg
„Die Jungen Reiter sind schon von den Ergebnissen besser als die Junioren", resümierte Meyer zu Strohen. „Hier hatten aber auch einige Probleme, weil sie das erste Mal auf dem Außenviereck waren in diesem Jahr." Mit zwei Pferden am Start war die Rheinische Meisterin von 2011, Juliette Piotrowski. Die erste Wertung gewann Juliette, die von ihrer Mutter Claudia Haller trainiert wird, mit Fidermark-Sohn Flick-Flack, der auch ihr Partner beim Meisterschaftssieg im vergangenen Jahr war. Mit Dornfelder wurde sie Vierte. Heute belegte Juliette die Plätze drei und fünf. „Die Mutter ist selbst erfolgreiche Reiterin und Trainerin und die beiden haben ein tolles Trainingskonzept mit viel Disziplin", freut sich Meyer zu Strohen. Mit der 13-fachen Europameisterin Sanneke Rothenberger folgte am Samstag auf Platz zwei geballte Erfahrung. Sanneke saß nicht im Sattel von einem ihrer Toppferde, sondern sie stellte Wembley v. Weyden vor, der lange aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen war. „Die beiden hatten zwar noch einige kleine Fehler", erklärte Meyer zu Strohen. „Aber sie haben sich gegenüber zum Vorjahr schon deutlich weiterentwickelt." Am zweiten Tag dominierte Tara Schneider die Prüfung der Jungen Reiter im Sattel von Laurentianer-Sohn Little Diamond. Mit Little Diamond hatte Tara bereits in der vergangenen Saison erste Erfahrungen und Erfolge im Grand Prix gesammelt. Für die Studentin ist es die letzte Saison im Junge Reiter-Lager. Platz zwei ging heute an Florine Kienbaum mit Good Morning v. Goethe. Florine hat bereits EM-Erfahrung als Juniorin gemacht. „Florine hat sich mit beiden Pferden gut entwickelt und gefestigt", ist der Bundestrainer überzeugt.
Pony-Eindrücke aus Kronberg
„Heute war das Niveau noch eine Klasse besser als gestern", freute sich die Bundestrainerin der Pony-Dressurreiter Cornelia Endres. „Das sieht man schon daran, dass die Prüfung gestern mit 72 Prozent gewonnen wurde und heute mit 76."
Siegerin des ersten Tages war Semmieke Rothenberger (Hessen) mit Deinhard, Siegerin an Tag zwei war Lena-Charlotte Walterscheidt (Rheinland) mit Lord Champion. „Für Semmieke und Deinhard ist das die erste gemeinsame Saison, ebenso mit der Feine Lord. Das ist schon toll, wie sich das Mädchen mit den beiden Hengsten eingefummelt hat", lobt Endres. „In der zweiten Prüfung hatte sie mit Deinhard einen technischen Fehler – aber das passiert schon mal. Sonst ist Semmi, die ja erst 13 wird, eine technisch schon sehr versierte Reiterin." Der Shootingstar dieser Saison dürfte Danilo unter Nadine Krause (Hessen) werden. Auch dies ist eine neue Pony-Reiter-Kombination. „Danilo steht bei Stefanie Meyer-Biss in Kempen und Nadine fährt neben der Schule dreimal pro Woche aus Hessen die etwa 300 Kilometer nach Kempen, um Danilo zu reiten. Das ist gewaltig, aber es hat sich ausgezahlt. Respekt!" Danilo und Nadine wurden Dritte am ersten Tag und Zweite in der zweiten Prüfung.
Die Siegerin des Sonntag ist eine ‚altbekannte im Pony-Dressursport: Lena-Charlotte Walterscheidt
„Lena ist gestern sehr schön geritten, aber auch ein bisschen langweilig", erklärt Endres. „Aber heute hat sie die Ohren gewaltig nach vorne genommen. Die Runde mit Lord Champion fand ich klasse!" Und auch ihr zweites Pony, Don Davidoff, habe sie richtig gut geritten. „Und das ist genau das, was mir Spaß macht: Wenn die Kinder richtig gut reiten!", betont Endres. „Die anderen Nationen haben auch gute Ponys inzwischen. Die können genauso traben wie unsere. Wir können die nur pinnen, wenn wir besser reiten."
Luca Michels (Rheinland) landete mit Dornik B-Sohn Dein Freund auf den Plätzen sechs (Tag eins) und drei (Tag zwei). „Luca reitet inzwischen schon gute und konstante Runden", lobt Endres den einzigen männlichen Vertreter im Ponylager. „Er reitet wirklich routiniert und technisch gut." Auch Anna-Christina Abbelen(Rheinland, einmal Vierte, einmal Sechste), die parallel bei den Junioren am Start war, ließ Endres nicht unerwähnt. „Anna lässt technisch nichts liegen. Sie reitet sehr gut, ist auch mental stark und sehr konstant im Viereck."
Insgesamt resümierte Endres: „Man hätte eventuell etwas weniger Reiter zu dieser Sichtung zulassen können, aber ich wollte einfach gutes Reiten belohnen. Ich habe einigen den Start hier in Kronberg als Bonbon für ihr gutes Reiten gegeben, auch wenn sie vielleicht Ponys hatten, die sich normal bewegen und für den Preis der Besten einfach nicht gut genug sind. Aber die, die heute in der zweiten Prüfung vorne platziert waren – die kann man sich schon richtig gut angucken. Man kann bei jedem noch etwas verbessern, es ist ja auch noch früh in der Saison, aber insgesamt bin ich sehr zufrieden."
***Nächstes Wochenende ist in Vechta die zweite Sichtung für den Preis der Besten Dressur, danach fallen die Würfel, wer Mitte Mai zum Preis der Besten nach Warendorf reisen darf.