21.05.2012
Strahlender Sonnenschein, die Hänge und Ränge bis auf den letzten Stehplatz besetzt, Volksfestsstimmung in Klein Flottbek – Spring-Derby! 35 Paare standen auf der Startliste des Deutschen Spring-Derbys, und bis zum 24. musste das Publikum, von dem jedes Reiter, der es ins Ziel schaffte, mit frenetischem Applaus gefeiert wurde, warten – dann kam Thorben Köhlbrandt. Und dem Mann, der von der Nordeseeinsel Fehmarn stammt, gelang im Sattel des in Belgien gezogenen Schimmelhengstes C-Trenton Z, woran alle vor ihm gescheitert waren und auch alle nach ihm scheiterten: ein Nullfehlerritt über den Hamburger Derby-Parcours, der als der schwierigste der Welt gilt. Der Zweitplatzierte des Vorjahres ließ den gefürchteten Wall samt weißen Planken, Birkenoxern und Pulvermanns Grab gar nicht so spekatakulär aussehen. Einmal mehr zeigte sich, was Köhlbrandt so beschrieb: „ Man muss frühzeitig überprüfen, ob ein Pferd für Naturhindernisse geeignet ist. Das Pferd muss entsprechend veranlagt sein, der Rest ist Übung“. Und die gibt’s für Köhlbrandt, der mit der international für Brasilien startenden Karina Johannpeter in Ibbenbüren einen Sport- und Ausbildungsstall betreibt, in der Nachbarschaft. Denn bis zu Ludger Beerbaums ist es nicht weit, und der Riesenbecker hat auf seinem Gelände einen dem Spring-Derby nachempfundenen Parcours.
Geübt hat auch Nisse Lüneburg. Der Sohn des Vorsitzender des Holsteiner Zuchtverbandes ritt als viertletzter Starter seinen im Land zwischen den Meeren gezogenen Calle Cool souverän über den Parcours, an dem so viele Größen des internationalen Sports vor ihm gescheitert waren. Obwohl Nisse Lüneburg, der für den Stall Magdalenenhof in Wedel reitet, schon mehrmals bei Schleswig-Holsteinischen Meisterschaften auf Medaillenränge galoppierte, 2010 seinen ersten Nationenpreis im Seniorenlager bestritt und im vergangenen Jahr den Großen Preis von Neustadt/Dosse gewann, war das eine kleine Sensation. Zwei Holsteiner in Holsteins guter Turnier-Stube – der Jubel war groß.
Und zwei Nullfehlerritte bedeuteten, dass die Entscheidung im Stechen fallen musste. Zunächst war Thorben Köhlbrandt an der Reihe – ein Abwurf in der Zeit von sein Resultat. Das Publikum hielt den Atem an. Und Nisse Lüneburg bewies, dass nicht nur Calle Cool ein ganz Cooler ist: Ein Strafpunkt für Zeitüberschreitung, alle Stangen blieben liegen. Kollektiver Aufschrei – Nisse Lüneburg war Derbysieger! „Carsten-Otto Nagel hat auch Anteil an meinem Sieg“, erklärte der 23-Jährige fair. Denn vom Derby-Gewinner der Jahre 1999 und 2000 hatte er den 15-jährigen Braunen übernommen. Und sich übrigens nicht speziell auf diesen Parcours vorbereitet. „Ich hab’ auf seine Routine vertraut“, erklärte er.
Hinter dem Spitzenduo reihten sich fünf Paare ein, die jeweils nur einen Abwurf auf dem Konto hatten: Platz drei belegte Judith Emmers mit Papillon, Vierter wurde Friso Bormann auf A Crazy Spirit, und die rote Schleife gab’s für Andre Thieme und Nacorde. Für den 17-jährigen Nacorde, der das Derby in den Jahren 2007, 2008 und 2011 gewonnen hatte, war’s übrigens der letzte Parcours. Platz sechs belegte Marcus Ehning im Sattel von Campbel vor Paul Beecher und dem irischen Wallach Loughnatousa W B.
Quelle Reiter Revue