21.06.2012
Edward Gal hat zwar die Eisen aus dem Feuer geholt, beim Fünf-Sterne-Grand-Prix des internationalen Reitturniers in Rotterdam, dem CHIO der Nachbarn. Aber die beste niederländische Note, die er mit seinem noch relativ neuem Pferd Glock's Undercover erritten ist, lag bei 74,085 Prozent. Wenig, wenn man bedenkt, dass bei manch' anderem Grand Prix in den letzten Monaten die 80-Prozent-Marke öfters mal überritten wurde.
Trotzdem reichten die Durchschnitts-Prozentzahl der vier niederländischen Reiter von 73,66 für den Sieg im Nationenpreis. Hans Peter Minderhoud auf Glock's Tango (72,00) waren mit dabei, ebenso wie Imke Schellekens-Bartels mit ihrem auch relativ neuem Pferd auf diesem Niveau, Hunter Douglas Toots (73,48), dem auch nicht wenig Fachleute eine tolle Karriere voraussagen. Sowie Anky van Grunsven mit ihrem Alt-Star Salinero (73,40). Je nachdem es in den nächsten Tage weiter geht, wird es für den niederländischen Nationaltrainer und Anky-Ehemann Sjef Jansen nicht einfach, sein Team für London zu nominieren. Gals Undercover hat auf jeden Fall nach den nationalen Meisterschaft nun in Rotterdam nochmals die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, der Schellekenssche Toots war gar einen Wimpernschlag besser als Salinero und dann steht ja auch noch der CDI-3-Sterne Sieger von Rotterdam, Patrick van der Meer auf der Longlist für Olympia. Bitter für die Niederländer, dass die Weltcup-Siegerin Adelinde Cornelissen zwei Tage vor dem CHIO den Start für den Dauer-Sieger Parzival abgesagt hat. Er sei immer noch nicht fit, jetzt wird es langsam knapp. Mit Sjef Jansen ist vereinbart, dass Cornelissen am 30. Juni beim nationalen Dressurturnier in Ermelo ihre Olympiasichtung nachholen darf.
Rang zwei im Nationenpreis holten sich die Schweden (72,11) – nicht so weit hinter den Niederländern. Und nicht nur das Team-Beste Ergebnis, sondern den Sieg in der Einzelwertung dieser Prüfung holte sich Tinne Vilhelmson-Silfven, die mit Don Auriello 75,83 Prozent erreichte. Erst vor kurzem hatte sie sich den Gesamtsieg in der World Dressage Masters Serie geholt. Die Schwedin schwimmt oben auf und macht die Mannschaft stark, zu der ja auch der EM-Bronze-Gewinner Patrik Kittel gehört. Der hatte allerdings mit seinem Olympia-Pferd Watermill Scandic H.B.C. diesmal nur 70,51 Prozent auf der Tafel stehen.
Wenn man mal die Wenn-Spielchen spielt ... wenn Cornelissen nicht nach London käme und alle Schweden in Top-Form wären, dann könnten die Team-Medaillen-Verteilung auch ganz anders ausgehen. Also: es sind noch alle drin im Rennen, aber es werden immer mehr Nationen mit realistischen Medaillen-Chancen. Spannend.
Zur schwedischen Mannschaft gehörten in Rotterdam weiterhin Minna Telde mit ihrem halbblinden, aber voll verlässlichen Santana (70,51) und Rose Mathisen mit Bocelli (67,12).
Die deutsche Mannschaft landete auf Rang sechs (69,97): Anja Plönzke mit Le Mont d'Or (69,80), Uta Gräf mit Le Noir (70,85) und Hubertus Schmidt mit Lento (70,02).
In der Einzelwertung lag hinter der Siegerin Vilhelmson-Silfven und dem zweitplatzierten Edward Gal Morgan Barbancon aus Spanien, der kein anderes Pferd sattelte als Anky van Grunsvens ehemaliges Erfolgspferd IPS Painted Black mit 73,66 Prozent. Die Noten lagen aber nicht nur auf niedrigem Niveau. sondern auch bis in die hinteren Plätze sehr nahe beieinander.
Quelle Reiter Revue