06.07.2012
Den Nationenpreis Dressur gibt es seit 1977 in Aachen. Dreimal konnten sich bisher die Reiter aus den Niederlanden den Sieg sichern, sonst hieß der Sieger immer Deutschland. Ein ganz junges Team sicherte Deutschland auch in diesem Jahr seinen 33 Nationenpreissieg im Aachener Stadion.
Helen Langehanenberg mit Damon Hill, Kristina Sprehe mit Desperados, Anabel Balkenhol mit Dablino und Dorothee Schneider mit Diva Royal gingen für Deutschland an den Start. Mit 233,554 Punkten schlossen sie den Nationenpreis vor den Dänen (221 P.) als Sieger ab. Anders als in London wird der Aachener Nationenpreis nach wie vor nur im Grand Prix entschieden, zudem dürfen vier Reiter an den Start gehen, ein Reiter bildet das Streichergebnis. Mit 74,277 lieferte heute Doro Schneider das Streichresultat – eine komfortable Situation. Für andere Teams lag das Best-Ergebnis deutlich tiefer.
Bestes deutsches Paar war Kristina Sprehe auf Desperados mit 79,702 Prozent. „Das Pferd ist gut", urteilte der Bundestrainer nicht wirklich überraschend und ergänzte: „Was mich schlicht beeindruckt, ist die Konstanz, mit der die Reiterin dieses Pferd präsentiert. In Dortmund ist Kristina an den anderen vorbeigeprescht und hat diese Leistung kontinuierlich beibehalten."
Die Deutsche Meisterin Langehanenberg trug es mit großer Fassung, auf dem zweiten Platz gelandet zu sein. „Ich bin super zufrieden, auch wenn ich zwei Haker drin hatte." Vor allen Dingen kurz vor dem Schlussgruß machte Damon Hill einen etwas unkontrollierten Satz nach vorne, zuvor hatte er sich in den Piaffen leicht nach oben rausgehoben. „Auf der letzten Mittellinie wollten wir etwas zu viel", erklärte Langehanenberg. „Ich dachte, ich halte ihn etwas, aber das war wohl die falsche Entscheidung." Für Langehaneberg war es, wie für Sprehe und Schneider auch, der erste Start in der Aachener O-Tour. Und mit Blick auf die kommenden Tage sagte sie entschlossen: „Wir haben noch zwei Prüfungen und ich werde alles versuchen." Jonny Hilberath kommentierte das deutsche Meisterpaar mit einem Schmunzeln: „Helen war vielleicht etwas übermotiviert, dazu kam der Regen und in Aachen einzureiten ist sowieso eine eigene Qualität. Da war wohl selbst die coole Helen etwas angefasst." Insgesamt sei ihm als ‚Vater der Porzellankiste' aber lieber, es passiere das ein oder andere vor dem Championat und man habe dann noch die Chance, etwas zu ändern.
Deutlich mutiger als noch in Hagen und Balve stellte Anabel Balkenhol ihren Dablino vor. Nicht ganz so spiegelte sich das Ergebnis wieder. In Hagen hatte Balkenhol den Grand Prix mit 75,404 Prozent abgeschlossen, in Aachen waren es mit 75,426 nur minimal mehr. Aber auch Hilberath war der Meinung, dass sich Dablino „stark verbessert habe."
Nach dem Ausfall von Matthias Rath war Doro Schneider mit Diva Royal ins Aachener Team berufen worden – und sie hat eine wirklich gute Runde gezeigt. „Das war eine Super-Leistung", lobte Hilberath. „Sauber, konzentriert und überlegt. Das Paar wird von Turnier zu Turnier besser. Zudem ist die Startposition als erster Reiter eines Teams immer schwierig, da sind die Richter gerne etwas zurückhaltender. Heute Nachmittag hätte das vielleicht schon ganz anders ausgesehen."
Die Spekulationen schlagen natürlich große Wellen: Wer kommt ins Team? Wer wird vierter Mann, nein Frau, so viel ist sicher. Und wer wird Ersatzpaar? Aber sowohl Hilberath als auch Roeser halten sich bedeckt und antworten beharrlich: Die Entscheidung wird am Sonntag fallen. Klar ist, Sprehe und Langehanenberg sind im Londoner Team, da gibt es nichts zu rütteln. Bleiben noch Balkenhol und Schneider aus dem Aachener O-Team und Werth mit Don Johnson und Theodorescu/Whisper aus der I-Tour oder kommt vielleicht auch noch ein El Santo wieder mit ins Spiel...?
Bei aller Freude über den natürlich schönen Sieg, darf man die Bodenhaftung nicht verlieren: Kaum ein Team war mit seinem Topteam in Aachen am Start, die Konkurrenz war überschaubar. Die Engländer und Niederländer hatten kein olympisches Teampaar in Aachen, Dänemark hatte zwei sichere Teampaare dabei und ist in Aachen noch auf der Suche nach dem dritten Teamreiter, Schweden war völlig ohne Teampaar vertreten, die USA war gar nicht da und die Spanier hatten mit Beatriz Ferrer-Salat und Delgado auch nur ein Paar aus ihrem Olympiateam in der Aachener Mannschaft. Ein schöner Sieg, aber sicher kein olympischer Vorbote.
Quelle Dressagedirect.com