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Zwei Goldmedaillen für die deutschen Buschis

01.08.2012

Michael Jung und das deutsche Team sind Olympiasieger, Sandra Auffahrt gewann auch noch eine Bronzemedaille: Das waren die erfolgreichsten Olympischen Spiele aller Zeiten für die deutschen Vielseitigkeitsreiter.

Die deutschen Vielseitigkeitsreiter haben sich in London mal wieder als die Besten der Welt erwiesen. Nach Hongkong 2008, eigentlich natürlich schon seit Athen 2004. Michael Jung ist jetzt im wahrsten Sinne des Wortes Meister aller Klassen: Olympiasieger, Weltmeister, Europameister und nicht zu vergessen auch deutscher Meister.

Die Mannschaftsmedaillen wurden im ersten Springen entschieden, die Einzelmedaillen in einem zweiten für die 25 Besten. Das deutsche Team ging mit knapper Führung, etwas mehr als einem Springfehler, nach dem Gelände ins Rennen, verfolgt von Briten und Schweden. Bei der morgendlichen Verfassungsprüfung waren alle fünf deutschen Pferde locker und gelassen, die britischen Pferde sehr frisch. Peter Thomsen auf Barny als erster Reiter kassierte acht Punkte, das war zwar ärgerlich, aber doch besser, als wenn es einen anderen, vor ihm liegenden deutschen Reiter getroffen hätte. Am Ende standen für ihn 71,70 Punkte zu Buche, eines der beiden Streichergebnisse. Dirk Schrade blieb mit einer sehr sicheren professionellen Runde auf King Artus abwurffrei, der Holsteiner galoppierte mühelos über den Kurs. Es blieb bei 50, 60 Punkten, das war Platz zehn in diesem Springen. Sandra Auffahrth ritt mit Opgun Luovo eine der schönsten Runden des Tages, das Pferd sicher an den Hilfen, überlegt und ohne Hektik, aufmerksam und ohne einen bangen Moment. Reif fürs Lehrvideo! Wieder Null. Die Szene vor Ort genauso wie die Fans zuhause fingen an zu rechnen: Wenn Michi Jung jetzt auch noch Null bleibt, dann, ja dann kann mit den Punkten von Dirk Schrade Ingrid Klimke reiten wie sie will - das Gold ist sicher.

Michael Jung ritt Null, aber es klapperten doch die ersten Sprünge, bis Sam begriffen hatte, dass heute einfach kein Fehler gemacht werden durfte. Alles blieb liegen, genauso übrigens wie bei der Britin Mary King mit Imperial Cavalier, bei der die Stangen noch viel mehr in den Auflagen gewackelt hatten. Zara Phillips hingegen kassierte vor den Augen der royalen Verwandtschaft sieben Punkte, und hat damit letzlich das Gold versiebt, denn auch Kristina Cook auf Miners Frolic blieb ohne Abwurf.

Die Schweden konnte ihre Form nicht halten, bekamen Abwürfe, bis auf Sara Altgotsson-Ostholt. Ihre Schimmelstute Wega sah aus, als ob sie an diesem Tag keinen Fehler mehr machen würde, sprang deutlich über jedes Hindernis, sauber, wie ein richtiges Springpferd, eine tolle Runde. Ingrid Klimke als letzte Reiterin galoppierte mit Abraxxas bereits als Olympiasiegerin ins Stadion, befreit von allem Druck. Braxxi ließ es bei zwei Abwürfen bewenden, wenig für seine Verhältnisse, aber die waren nach Zaras Fehlern auch egal. Klimke war damit Achte, drittbeste deutsche Reiterin und noch für das Einzelspringen qualifiziert. Doch schon beim Herausreiten beschloss sie, ihren Startplatz an Schrade, vorläufig Platz zehn, abzutreten. „Dirk hatte noch eine Chance auf einen zweiten fehlerfreien Parcours, ich nicht. Mein Pferd hat genug getan.“

Die Mannschaftsbronzemedaille ging nach Neuseeland. Doppelolympiasieger Mark Todd, 28 Jahre nach seinem ersten Olympiasieg wieder auf dem Treppchen, freute sich darüber, gab aber zu, dass ihm eine andere Metallfarbe noch besser gefallen hätte. Sein Holsteiner Campino kassierte im ersten Springen sieben, im zweiten acht Fehler, wirkte nach dem Gelände etwas müde. So wurde aus der möglichen Einzelbronzemedaille Platz 12. Noch immer haderte Andrew Nicholson, einzeln auf Platz vier, mit den Dressurrichtern, die ihm eine bessere Note und damit letztlich vielleicht eine Einzelmedaille vermasselt hatten. Kurz vor seinem Einritt war die Prüfung wegen Regens unterbrochen worden, sein Pferd Nereo ging anschließend unter Form. „Ich kann bei Regen, Blitz und Donner reiten“, sagte Nicholson, „was macht das schon.“ Nur fünf Pferde blieben in beiden Springprüfungen ohne Abwurf. Dazu gehörte auch Mr. Medicott von Karen O’Connor, der 2008 noch unter Frank Ostholt zum deutschen Sieg beigetragen hatte.

Quelle St.Georg