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Steve Guerdat ist Olympiasieger

09.08.2012

"Wir haben einen Olympiasieger", rief ein Schweizer Journalist im Schwizerdütsch begeistert. Steve Guerdat machte es möglich. "Mein Pferd springt von Runde zu Runde besser", hatte dieser noch nach dem ersten Umlauf gesagt. Und damit hatte er absolut recht.

"Wenn ich gut reite, können wir noch etwas schaffen", so die Ansage des Sohnes des ehemaligen Schweizer Olympiareiters Philippe Guerdat. Nino des Buissonnets heißt der elfjährige Selle Francais-Wallach, mit dem der 30-Jährige nun im wahrsten Sinne des Wortes den Olymp erklommen hat. Das Paar schaffte als einziges zwei makellose Runden. Sowohl der Niederländer Gerco Schröder mit London als auch der Ire Cian O'Connor mit Blue Loyd hatten einen Zeitstrafpunkt auf dem Konto und mussten um die Silber- und Bronzemedaille stechen. Wie schon im Mannschaftsspringen durfte sich Gerco Schröder die Silbermedaille umhängen, Cian O'Connor wurde Dritter.
Marcus Ehning war nach einem fehlerfreien ersten Umlauf ebenfalls in den Kreis der Medaillen-Aspiranten gerückt, kassierte im zweiten Umlauf aber gleich zwei Abwürfe und landete am Ende als bester Deutscher auf Rang zwölf. "Das ist natürlich enttäuschend", sagte Bundestrainer Otto Becker anschließend. "Aber es passt zu unserer Woche hier." Deutschland landete auch im Mannschaftswettbewerb abgeschlagen auf Rang neun.

Trauriger Held des Tages war Nick Skelton, der mit Big Star von vornherein als großer Favorit gehandelt wurde. In keinem Springen leistete er sich einen Fehler, erst im zweiten Umlauf fiel dann die Stange. Zusätzlich kam noch ein Zeitfehler obendrauf, was nur für Platz fünf reichte.

Während die Briten enttäuscht ihr Jubelkonzert einstellten, fiel Steve Guerdat seinem Pferd auf dem Vorbereitungsplatz um den Hals. Bei der Siegerehrung küsste er die Medaille und als er wieder aufsaß, zeigte er immer wieder auf sein Pferd. Selbst nach der Ehrenrunde, als die Leute Schlange standen, um ihm zu gratulieren, stieg er ab, umarmte seinen Wallach und genoss erstmal ein paar Sekunden Zweisamkeit, die nur den beiden gehörte.

Einen kleinen Beigeschmack hat allerdings auch dieses Springen. Bronzemedaillengewinner Cian O'Connor hat nämlich nicht zum ersten Mal auf einem olympischen Treppchen gestanden. 2004 in Athen gewann er mit Waterford Crystal die Goldmedaille, musste diese allerdings kurze Zeit später aufgrund einer positiven Medikationskontrolle abgeben. Er wurde für London erst nachträglich nominiert, nachdem der irische Verband entschied, Denis Lynch von der Nominierungsliste zu streichen. Dessen Pferd war beim CHIO in Aachen aus dem Wettkampf genommen worden, weil in einer Kontrolle eine Hypersensibilität an den Beinen festgestellt wurde. Bereits zum dritten Mal innerhalb eines Jahres wurde eines von Lynchs Pferden damit für "unfit to compete" erklärt. Lynch aus dem Olympia-Team zu streichen und stattdessen Cian O'Connor zu nominieren, stieß allerdings bei vielen Reitsportfans auf wenig Verständnis. Ins Einzelfinale war O'Connor nur gekommen, weil einige qualifizierte Reiter zurückgezogen hatten.

Quelle Reiter Revue