Nach ihrem Sieg im Grand Prix Special wurde die Niederländerin Adelinde Cornelissen auch in der Kür Europameisterin. Für Matthias Alexander Rath und den elfjährigen niederländischen Hengst Totilas endete das Championat mit einem enttäuschenden fünften Platz.
Wie schon im Grand Prix Special verpassten die deutschen Reiter auch in der Kür eine Einzelmedaille. Matthias Alexander Rath und
Totilas als letztes Paar der Prüfung hätten die Chance gehabt, unter die ersten drei zu kommen. Aber erneut wurde deutlich, dass Reiter und Pferd noch nicht gut genug zusammengewachsen sind. Bei viel zu enger Einstellung mit auf die Brust gezogenem Pferdekopf und stramm anstehender Kandare schlugen Fehler in den Einer- und Zweierwechseln zu Buche. Rath erklärte nüchtern: „Ja, es hat noch nicht gereicht, wir brauchen mehr Feinabstimmung." Zugleich freute sich der 27-Jährige, dass „Piaffe und Passage in der Kür besser geklappt hätten als im Special". Ein schwacher Trost, denn 81,696 Prozent und Platz fünf waren nicht das Ergebnis, das man von der neuen deutschen Medaillenhoffnung erwartet hatte.
Zu ihrer zweiten Goldmedaille in der Einzelwertung ritt die Niederländerin Adelinde Cornelissen auf ihrem 14-jährigen KWPN-Wallach
Parzival. Der große Fuchs spulte einmal mehr präzise und fehlerfrei die Lektionen ab. Die schwungvolle, dynamische und schwierige Kür erhielt verdient die Höchstnote von 88,696 Prozent. Dem niederländischen Richter Ghislain Fourage war die Vorstellung sogar über 91 Prozent wert, Dimensionen, in die früher nur Edward Gal und Totilas vorstoßen konnten. Adelinde freute sich riesig: „Das ist mein persönliches Bestergebnis."
Die Silbermedaille gewann wie schon im Special das neue britische Traumpaar Carl Hester und
Uthopia. Zum ersten Mal ritt Hester diese Kür zu neuer Musik. Die Vorstellung der Beiden verzauberte regelrecht. Die Leichtfüßigkeit, mit der der niederländische Hengst im starken Trab und Galopp übers Viereck schwebt, sucht ihresgleichen. Sogar der Schritt, die einzige Schwachstelle des schwarzbraunen, nur 1,63 Meter großen Schönlings, fiel etwas raumgreifender als am Vortag aus. In Anbetracht des Alters, Uthopia ist erst zehn, war der Schwierigkeitsgrad noch nicht sehr hoch. 84,179 Prozent lautete das Ergebnis für dieses ungemein talentierte Paar, das schon heute zu den Topfavoriten auf eine olympische Medaille im kommenden Jahr in London zählt.
Die Freudentränen kullerten ihm übers Gesicht: Patrik Kittel, der bei Münster lebende 35-jährige Schwede, war völlig überrascht. Er hatte seine erste Medaille, die bronzene, gewonnen. Schon im Grand Prix hatte er auf dem zwölfjährigen niederländischen Hengst Watermill
Scandic fehlerfrei den sechsten Platz erreicht. Der lektionssichere Fuchs, dessen Takt und Rhythmus allein die Note zehn verdient hätten, steigerte sich sogar im Grand Prix noch etwas (Platz fünf) und übertraf sich schließlich selbst in der Kür (83,429).
Mit Platz vier endete das Championat für die Britin Laura Bechtolsheimer und den dänischen Fuchs
Mistral Hojris. Zwar mangelt es der Vorstellung etwas an Harmonie, da Laura sehr massiv mit der Hand auf den starken Wallach einwirken muss, aber das große Plus des Pferdes ist die perfekte Piaffe-Passage-Tour (83,018).
Hinter dem fünftplatzierten Totilas und Matthias Alexander Rath folgte der spanische Kür-Spezialist Juan Manuel Munoz Diaz mit dem 13-jährigen andalusischen Schimmel Fuego. Munoz Diaz zelebrierte die Kür wie eine Show, ritt einhändig Einerwechsel auf die Richter zu, forderte den Szenenapplaus geradezu heraus. Auf der Schlusslinie klatschte das Publikum im Takt der Passage. Ein Riesenjubel noch während der Prüfung, bei dem die meisten anderen Reiter wahrscheinlich durchgedreht wären.
Bleiben die übrigen Deutschen: Isabell Werth und der elfjährige rheinische Wallach
El Santo überzeugten mit hohem Schwierigkeitsgrad und belegten den siebten Platz. Athletisch und dynamisch vor allem in den Verstärkungen, leider wieder schwach in der Piaffe, war die Vorstellung den Richtern im Durchschnitt 80,536 Prozent wert, wobei deutliche Meinungsverschiedenheiten zutage traten: Die Einzelergebnisse der sieben Jurymitglieder schwankten zwischen 74 und 83 Prozent. Einen Platz hinter Isabell Werth folgte Helen Langehanenberg mit dem westfälischen Hengst
Damon Hill. Der schicke Dunkelfuchs punktete im starken Trab, zeigte hervorragende Pirouetten und Passagen und blieb fehlerfrei. Kleiner Wermutstropfen: Damon Hill neigte bisweilen dazu, sich im Genick zu verwerfen, was die Richter wohl sehr kritisch vermerkten. Aber mit 80,446 Prozent hat sich das Paar bei seiner Europameisterschaftspremiere hervorragend auf ganz großer Bühne präsentiert. Ergebnisse:
www.ecdressage2011.com Quelle: reiterrevue.de