08.09.2015
Gespannt warteten die Fans der Vielseitigkeit bei den DKB-Bundeschampionaten auf die nächste Generation hoffnungsvoller Talente „für den Busch“. Wer neben jungen Pferden auch die großen Namen erleben wollte, wurde in diesem Jahr aber enttäuscht. Die meisten Topstars waren an Bundeschampionats-Wochenende bereits in Großbritannien, um sich auf die ein oder andere Art auf die Europameisterschaften in Blair Castle vorzubereiten. Dennoch fieberten sie aus der Ferne mit den Pferden in Warendorf mit, von denen sich in diesem Jahr Nobleman C und Michel die Siegerschärpen sichern konnten.
Nobleman C– dynamisch zum Sieg
Er galoppierte mit den höchsten Vornoten auf den Geländeplatz – Nobelman C, der seine Führung dort noch ausbaute und eindrucksvoll auf das Siegerpodest der sechsjährigen Geländepferde stürmte. In seinem Sattel: Moa Kulle, Bereiterin vom Team Thomsen, die nicht weniger als fünf Pferde (vier bei den fünfjährigen Buschpferden) in Warendorf an der Start brachte, zeigte auf „Nobi“, wie der smarte Braune von Nekton im heimischen Stall genannt wird, in allen drei Teilprüfungen überzeugende Leistungen. So zirkelte sie mit dem holsteinisch gebrannten Nekton-Sohn (M.v. Candillo) in der Dressur eine tolle 8,5 ins Viereck, setzte im Springen mit einer 8,8 noch einen drauf und dem Ganzen im Gelände mit 9,5 die Krone auf. Der Wallach aus der Zucht von Ursula Chojnacki, in deren Besitz er auch steht, ließ Kommentator Thies Kaspareit keinen Raum für weitere Wünsche, sondern brachte ihn und die Jury zum Schwärmen: „Nobleman C hat das Gelände hier in überzeugender Art und Weise und ohne jede Schwierigkeit absolviert“, so Kaspareit. Dynamisch, kraftvoll, dabei rationell reihte Nobleman die Hindernisse aneinander wie die Perlen auf einer Schnur. Das gab klar und unangefochten die Tagesbestnote von 9,5!
Zum Vizetitel steuerte Jens Hoffrogge eine gut aufgelegte Victoria MB: Die patente Stute von Volkano (M. v. Lenz) glänzte mit einer unaufwendigen und fleißig repetierenden Galoppade, mit einem flinken Vorderbein und offenbar einem großen Kämpferherz. All das belohnten die Richter mit einer 8,8. Da die braune Westfalenstute aus der Zucht von Maria Bruns, in deren Besitz sie auch steht, aus der Dressur (7,5) und dem Springen (8,6) reichlich Punkte mitbrachte, gab´s am Ende die Silbermedaille.
Knapp dahinter platzierte Christin Tidow ihren Hulingshof's Jogi auf dem Bronzerang. Die Bereiterin aus dem Stall von Andreas Dibowski, hatte mit dem statiösen Schimmel das Kleine Finale für sich entscheiden können und dann kontinuierlich starke Leistungen gezeigt. Im abschließenden Cross überzeugte der Clinton-Sohn (M. v. Goofalik xx) mit Übersicht, Kraft und hoher Rittigkeit. 8,5 gab das Richtergremium dem Oldenburger aus der Zucht und im Besitz von Johannes Baumann.
Trotz knapp bemessener Zeit und hoher Schwierigkeit kamen alle der elf Finalisten ins Ziel und zeigten hier durchweg gute bis sehr gute Leistungen. Lediglich Elena Otto-Erley (Warendorf), die von Platz zwei nach Dressur und Springen aussichtsreich ins Rennen ging, kassierte einen Vorbeiläufer, pilotierte ihren Finest Fellow v. Fidertanz – Sir Shostakovich xx aus der Zucht ihres Vaters Friedrich Otto-Erley dann aber ganz gelassen und vorbildlich ins Ziel.
Favoritensieg für Michel
Auch bei den fünfjährigen Vielseitigkeitspferden hatte es einen Favoritensieg gegeben. Der Hannoveraner Michel, einer von vier Nachkommen des Mighty Magic M aus einer Federweisser-Mutter, hatte der Jury bereits in der Finalqualifikation gefallen (9,2) und bestätigte diesen Eindruck auch in sämtlichen Teilprüfungen des Finales. In der Dressur gab es die 8,5, das Springen beendete er mit 8,7 und für den Geländeritt zückten die Richter Dietmar Hogrefe und Horst Karsten sogar die 9,5. Beeindruckend war vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der der braune Wallach aus der Zucht und im Besitz von Helmut Böttcher aus Rehlingen die gestellten Aufgaben bewältigte. „Als wäre es nichts Besonderes, als hätte er das schon hundert Mal gemacht“, so Kommentator Thies Kaspareit. Vorgestellt wurde Michel von Stephanie Böhe, die zuletzt bei Weltmeisterin Sandra Auffarth arbeitete und trainierte und sich gerade erst selbständig gemacht hat. Eine Woche vor den DKB-Bundeschampionaten erfolgte der Umzug nach Döhle, wo sie einen Stalltrakt von Andreas Dibowski gepachtet hat.
Die Leistung von Michel ist umso höher zu bewerten, als sich nach vielversprechender Finalqualifikation und Kleinem Finale doch einige der Fünfjährigen beim Geländefinale schwer taten. Von 19 Pferden wurden vier vorab zurückgezogen, drei Reiter gaben auf, eine Reiterin verzichtete auf die Wertung, ein Sturz endete glimpflich. „Wir haben viele gute, talentierte Pferde gesehen, für die die Aufgabenstellung aber an der oberen Grenze lag. Man merkte diesem Finale an, dass viele Kader- und Spitzenreiter mit ihrer Routine in der Vorbereitung und der Prüfung selbst in diesem Jahr in Warendorf fehlten“, erklärte Thies Kaspareit.
Auf dem Vizerang landete wie auch bei den Sechsjährigen Jens Hoffrogge, der bereits den dritten Nachkommen seiner ehemaligen Erfolgsstute Laroxa v. Larome aus der Zucht seines Vaters Hans Hoffrogge aus Dorsten vorstellte. Nach Rittersporn H und Ready to Do H, ebenfalls Finalisten der DKB-Bundeschampionate, war es nun der gekörte und leistungsgeprüfte Hengst Black Rock H v. Black Jack, der mit einer 7,4 aus der Dressur sowie einer 8,2 in Springen und Gelände die Silbermedaille davontrug. Besonders überzeugend war der Hengst in seiner Leistungsbereitschaft, für die ihm bereits bei seiner HLP eine glatte 10 attestiert worden war. Im Deckeinsatz ist Black Rock H allerdings nicht. "Hier konzentrieren uns auf unseren Vollblüter Asagao", erklärte Hans Hoffrogge. Dieser hätte sich dank hoher Noten ebenfalls für Warendorf empfohlen, war dort aber als reiner Vollblüter nicht startberechtigt. Die Beschränkung auf deutsche Pferde der Liste I hatte sich auch auf auf den Sieger der Finalqualifikation ausgewirkt. Jadore Moi (v. Conthargos), geritten von Sophie Leube (Fröndenberg), wurde als Liste II-Pferd nachträglich disqualifiziert. "Das ändert natürlich nichts an der Leistung des Pferdes und tut uns für Reiter und Besitzer sehr leid", sagte Turnierleiter Carsten Rotermund.
Ebenfalls eine 8,2 im Gelände gab es für den fünfjährigen Caramio v. Canturo – Limbus (Züchter: Adelbert Sporn, Jardelundfeld, Besitzer: Hengststation Sollwitt GbR). Der dunkelbraune Wallach wurde wie der Sieger der Sechsjährigen von der schwedischen Bundeschampionats-Debütantin Moa Kulle vorgestellt. Besonders lobend hoben die Richter die energische und dennoch leichtfüßige Galoppade und die Ehrlichkeit des dunkelbraunen Wallachs hervor, auch wenn sie in der Rittigkeit noch einige Abzüge machten. So hatte es in der Dressur auch nur zu einer 6,8 gereicht, was Caramio jedoch mit einer guten Vorstellung im Parcours (8,5) wieder ausgleichen konnte.
Quelle FN-press