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Limbus und Lavall in Rente

13.11.2015

Beim Holsteiner Verband genießen verdiente Vatertiere einen pferdegerechten Lebensabend. So auch zwei Vertreter der berühmten L-Linie: Limbus und Lavall I.

Es liegt in der Natur der Sache, dass auch Hengste altern. Aber wenn sie nach vielen Jahren Zucht- und Sporteinsatz im hohen Alter noch so fit sind, wie die beiden Landgraf-Söhne Limbus und Lavall I, dann kann man davon ausgehen, dass sie stets die allerbeste Betreuung und Pflege erfahren haben. Und so soll es auch in Zukunft sein.
Für Limbus, mittlerweile 24 Jahre alt, hat der Zufall eine Lösung gefunden, wie sie besser nicht sein könnte. Der Braune verbringt seinen Ruhestand auf großen Wiesen in Mecklenburg Vorpommern. Die Züchterin und Ausbilderin Sandra Engelmann (Weitenhagen) interessierte sich für Limbus und im Zuge einer Besichtigung von Junghengsten auf ihrem Hof fiel die Entscheidung, Limbus - der auch weiterhin einige Stuten decken wird - an sie abzugeben. Natürlich mit der Auflage ihn nicht weiterzuverkaufen. Limbus ist einer der letzten in der Zucht aktiven Söhne des legendären Landgraf. Zahlreiche internationale Sportpferde und 17 gekörte Hengste hat er hervorgebracht. Neben dem in Holstein Gekörten und EM-Vierten des Jahres 2009, Livello, sei an dieser Stelle noch der Wallach Mouse (Daniel Deusser) genannt.
In der ausgelaufenen Decksaison fand Limbus nur noch wenig Zuspruch. Altersbedingt war sein Zuchteinsatz nur möglich, wenn der Samen direkt nach der Entnahme zur Besamung verwendet wurde.
Unsachliche Diskussionen
Eine ähnliche Lösung war ebenfalls für den Hengst Lavall I geplant. Ein engagierter Holsteiner Züchter aus Polen suchte für seinen eigenen Stutenbestand einen älteren Hengst, der die in der TG- und Frischbesamung nicht tragend gewordenen Stuten nach bedecken sollte. Der Vorstand des Holsteiner Verbandes befasste sich mit der Idee des polnischen Züchters und stimmt dem zu. Es wurden unabhängige und detaillierte Informationen über die dortige Anlage, die Haltung und die baulichen Voraussetzungen eingeholt. Erst nachdem das Urteil über den potentiellen Käufer und die Bedingungen positiv ausgefallen war, wurde ihm – in Abstimmung mit der Station in Haselau –eine Kaufzusage gegeben.
In den letzten Tagen hat sich eine recht unsachliche Diskussion über den Verbleib des Hengstes entwickelt, in der Vorstand und der Geschäftsführer Norbert Boley persönlich massiv angegriffen wurden. Unverständlich, denn bei solchen Entscheidungen steht stets das Wohl des Pferdes im Vordergrund. Inzwischen hat der polnische Züchter von seinem bestehenden Kaufangebot Abstand genommen und somit steht der Hengst weiterhin in den Stallungen in Elmshorn.

Stets im Sinne der Hengste
Wer sich in den vergangenen Jahren mit dem Einsatz – sei es dem sportlichen oder züchterischen – der Holsteiner Verbandshengste auseinander gesetzt hat, wird festgestellt haben, dass jegliches Handeln stets im Interesse der Pferde stattgefunden hat. Dass Vererberlegenden wie Carthago, Cassini I und Corrado I bis ins hohe Alter gesund und fit gewesen sind bzw. es immer noch sind, ist unter anderem ein Zeichen dafür, dass die Hengste niemals sportlich „verbraucht“ wurden. So lange wie derzeit das Holsteiner Aushängeschild Casall war keiner dieser Hengste im Sport. Und auch Casall wird nur noch ganz dosiert und auf ausgewählten Turnieren eingesetzt.
Hengsten, die in der Holsteiner Zucht derart wertvoll gedient haben, einen angemessenen und verdienten Ruhestand zu ermöglichen, diesem Prinzip sollte eigentlich auch Lavall folgen. In den Genuss wird nun natürlich trotzdem kommen – aber eben nicht Polen. Dem Hengst wäre es einerlei gewesen, auf welcher Wiese er grast…