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Weltcupfinale 2016: Guerdat zum Zweiten

29.03.2016

Titelverteidiger Steve Guerdat sicherte sich zum zweiten Mal hintereinander den Weltcup der Springreiter. Nach superspannendem Springen wurde Harrie Smolders Zweiter und Daniel Deußer Dritter.

Lob von Steve Guerdat für Corbinian nach seinem zweiten Weltcupsieg in Folge. Braver Corbinian! Auch wenn der augenscheinlich seine ganz eigene Ansicht zu der Sache hier hat.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier heute als Sieger vor Ihnen stehen würde“, erklärte ein überwältigter Steve Guerdat bei der Pressekonferenz nach seinem sensationellen Sieg auf dem Westfalen Corbinian. Der Olympiasieger aus der Schweiz hatte sich nach seinem zehnten Platz bei der Weltcupqualifikation in London entschlossen, den zehnjährigen Cornet Obolensky-Sohn mit nach Göteborg zu nehmen, der seit Juli 2014 bei ihm im Stall steht. Er gibt zu, dass er sich mit dem Wallach nicht immer ganz einig war: „Wir haben zwar nicht gegeneinander gekämpft, aber uns immer ein bisschen gesucht. Mal hatten wir super Ritte, dann lief es wieder überhaupt nicht.“ Für die Vorbereitung aufs Weltcupfinale hätte er ihn mit nach Spanien genommen, wo sie in 1,30 und 1,40 Meter-Springen „einfach ein bisschen herumgespielt“ hätten: „Ich habe Gebisse ausprobiert und mein Reiten ein bisschen verändert.“ In ‚s-Hertogenbosch habe er erstmals das Gefühl gehabt, dass sie konstant auf einer Wellenlänge waren.

Aber ob es in Göteborg funktionieren würde, was Guerdat immer noch nicht klar: „Ich hatte viele Fragen, aber keine Antworten. Er ist definitiv ein Championatspferd. Aber man weiß nie, wie es wird, wenn es so weit ist.“ Jetzt weiß er es. Und auch wenn die Zuschauer an einigen Hindernissen scharf die Luft eingesogen haben, sagt Deußer: „Ich weiß, dass es für Außenstehende nicht so aussah, aber er hat hier heute richtig für mich gekämpft.“ Mehr denn je sei der heutige Sieg ein Teamerfolg, versicherte er. Ob er wisse, wieviel Geld er dieses Wochenende verdient hat, wurde gefragt. Seine Antwort: „I don’t care!“ Zu Deutsch: „Das kümmert mich nicht.“ Es sind übrigens gut 230.000 Euro. Mit einem wiederholten Weltcupsieg ins Olympiajahr zu starten sind sicher nicht die schlechtesten Vorzeichen in Sachen Titelverteidigung für den Schweizer.

Nach Rio kann möglicherweise auch Harrie Smolders schielen. Der Niederländer wurde Zweiter mit dem fantastischen BWP-Hengst Emerald v. Diamant de Semilly. Der schicke Fuchs ist der Inbegriff von Kraft und Athletik. Und genauso sprang er hier auch. Am Ende waren es wenige Sekunden, die den Unterschied zu Daniel Deußer ausmachten und Smolders Rang zwei bescherten. Smolders: „Er springt immer sehr aufwändig, selbst bei kleinen Hindernissen.“ Sein Job sei es, das zu managen. Auch für ihn war es das erste Championat, dementsprechend war auch hier nicht sicher, ob der Hengst die Kraft haben würde, hier drei Tage lang Höchstleistungen zu zeigen. Er hatte. Ein weiterer Vorteil: „Er liebt die Atmosphäre hier. Das war eine super Show, die Werbung für unseren Sport gemacht hat.“

Großen Anteil hatte daran auch der Parcoursbauer, Santiago Varela. Von allen Seiten erhielt er größtes Lob für seinen Aufbau über die vier Tage, der die nicht so starken Paare nicht in Gefahr brachte und die guten trotzdem sortierte. Faire und doch sehr sehr anspruchsvolle Runden hat er den Reitern in den Weg gestellt. Besonders am letzten Tag, wie Daniel Deußer fand: „Als ich nach der Besichtigung des zweiten Umlaufs heute in die Abreitehalle kam, habe ich zu Steve gesagt, wenn ich nach dem Parcours noch auf dem Podium bin, bin ich glücklich.“ Dazu Steve Guerdat: „Ich auch!“ Man weiß, wie es ausgegangen ist. Deußer lobte, sein 13-jähriger Cornet d'Amour sei in fantastischer Form. Er habe einen blöden Fehler am zweiten Tag gehabt, ohne den der Weltcup 2016 viellicht anders ausgegangen wäre. So wurde es Rang drei für ihn und der zweite Podiumsplatz nach seinem Sieg 2014.

Marcus Ehnings ebenfalls 13-jähriger Westfale Cornado zeigte sich ebenfalls in allerbester Verfassung. Dennoch kassierten die beiden einen teuren Klotz im ersten Umlauf heute. „Er war ein bisschen zu gut am Bein“, resümiert Ehning, „da war das dann alles ein bisschen doll nach vorn.“ In der zweiten Runde blieb alles liegen. Ehning war zufrieden, auch wenn er jetzt zum zweiten Mal mit Cornado Vierter wurde und knapp am Podium vorbeigeschrammt ist. Auch er meinte: „Es wurde richtig gut gebaut hier! Heute war sehr exaktes Reiten gefragt. Und Steve hat verdient gewonnen.“

Ergebnis:

1. Corbinian (Steve Guerdat0
2. Emerald (Harrie Smolders
3. Cornet d'amour (Daniel Deusser)
4. Cornado I (Marcus Ehning)
5. All Star 5 (Denis Lynch)
6. Taloubet Z (Christian Ahlmann)
7. Wizard VDL (Callan Solem)
8. Vagabond de la Pomme (Penelope Leprevost)
9. Qlassic Bois Margot (Simon Delestre)
10. Cristalline (Chris Chugg)

Quelle: St-Georg